Tobias Schweitzer ist Junior-Botschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks

Allgemeine Zeitung vom 22.01.2018  Von Lisa Maucher

MAINZ - Man muss Tobias Schweitzer einfach nur zuhören. Er hat viel zu sagen. Mit seinen 19 Jahren hat er offenbar einen erstaunlichen intellektuellen Reifegrad erreicht. Das spiegelt sich in seiner Wortwahl und im Detailreichtum seiner erzählten Gedanken wider. Schnell wird die Frage aufgeworfen, welchen Abi-Schnitt dieser junge Mann wohl hat. Die Antwort: 1,0. Das hätte er aber nicht von alleine gesagt, man muss ihn schon fragen. Denn Tobias Schweitzer ist nicht nur fleißig und klug, er scheint auch bescheiden zu sein. Und dann ist er noch der neue Junior-Botschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Heute vor 55 Jahren, am 22. Januar, wurde der Élysée-Vertrag abgeschlossen. Aus Feinden sollten Freunde werden, das war das Ziel. Es ist auch eines der Ziele Tobias Schweitzers.

Der ehemalige Schüler des Frauenlob-Gymnasiums hatte Philosophie und Französisch im Leistungskurs. Er weiß nicht genau, woher die Liebe zur romanischen Sprache kommt. Vielleicht vom Austausch mit Frankreich? Oder wegen des Simulationsspiels „Deutsch-französischer Ministerrat“? Da musste er sich in die Rolle von Politikern eindenken und seine eigenen Visionen für Europa einbringen. Durch das politische Planspiel kam er zum Deutsch-Französischen Jugendwerk, das jenes Planspiel in diesem Jahr organisiert hat.

Nun studiert er an der Johannes Gutenberg-Universität Philosophie und Politikwissenschaft. Tobias Schweitzer mag seine Heimatstadt, hält sie auch für eine tolle Uni-Stadt. Mit jedem Ort verbindet er eine Erinnerung. Wegzuziehen hat er sich bisher nicht überlegt. Er kann ja auch von hier aus einiges bewegen. Die Franzosen und die Deutschen näher zusammenbringen zum Beispiel.

Das Deutsch-Französische Jugendwerk sei kein Eliteprojekt, sagt er. Das sei ihm auch wichtig zu erwähnen. Es sei offen für alle. Das DFJW ermöglicht jedes Jahr über 9000 jungen Menschen die Teilnahme an geförderten Austauschprogrammen. Ob es um Schul- oder Hochschulaustausche geht, um freiwillige Pflichtpraktika, Jugendbegegnungen rund um Wissenschaft, Sport, Kultur. Auch Sprachkurse werden angeboten. Im ersten Moment könne man denken: Warum ist dieser Austausch so wichtig? Zwischen den Franzosen und Deutschen ist doch heutzutage alles im Lot?

 

Nicht ganz, denkt Tobias Schweitzer. „Es gibt noch immer Klischees in den Köpfen.“ Die Deutschen seien streng, autoritär, durchorganisiert. Die Franzosen im Gegenzug seien lässig, man denke an gutes Essen, schöne Landschaften. Und ja, manches mag stimmen, aber eben nicht alles. Um ein Bild zurechtzurücken, bedarf es der Konfrontation mit der Realität. Kurzum: der Begegnung. Und für die will eben Tobias Schweitzer sorgen. Er sagt: „Jugendbegegnungen haben die deutsch-französische Aussöhnung im Wesentlichen getragen.“

„Demokratie wird nicht in der Einsamkeit gewonnen“

Es gibt viele Fragen, die sich Tobias Schweitzer stellt. Einer der Gründe, warum er sich mit Philosophie und Politik beschäftigt. Da kommt etwa die Frage auf, warum sich die Gesinnung mancher nach rechts bewegt hat oder dort gelandet ist. Was man Wirkmächtiges entgegensetzen kann. Schweitzer hat einen Lösungsansatz: Die Sprache ändern, „Utopien denkbar machen“. Es müsse darum gehen, im politischen Diskurs übergeordnet die Frage zu stellen, wohin wir wollen. Und er sagt: „Demokratie wird nicht in der Einsamkeit und in abgeschirmten Zirkeln gewonnen“. Das sind Gedanken Tobias Schweitzers. Er tritt dafür an, Europa, Frankreich und Deutschland kleiner zu machen, miteinander zu verbinden. Er hat eine Botschaft. Nicht verwunderlich, dass er Junior-Botschafter des Deutsch-Französischen Jugendwerks ist.

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