Als Barbara anfing zu erzählen, waren alle still!

Am 28.09. waren Barbara Doniecka (88), Bogdan Bartnikowsky (90) und Jerzy Kuligowsky aus Polen bei uns am Frauenlob- Gymnasium zu Besuch, um uns von ihren Erlebnissen im Zweiten Weltkrieg zu erzählen. Begleitet wurden sie von dem ehemaligen Pfarrer Klaus Endter vom Verein „Zeichen der Hoffnung” aus Wiesbaden und einer Übersetzerin.

Barbara fing damit an zu erzählen. Wir erfuhren, dass sie mit 10 Jahren, nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands, zusammen mit ihrer Mutter von den deutschen Soldaten erst in ein Übergangslager und dann nach Auschwitz gebracht worden war. In Auschwitz musste sie sich zum Schlafen eine Koje mit 4 anderen Mädchen teilen. Ein Mädchen war ihr dabei sehr ans Herz gewachsen, sie hieß Helena. Helena war jünger als Barbara und hat sehr oft geweint. Eines Tages wachte Barbara auf und Helena war tot. Seit diesem Tag bringt Barbara jedes Jahr einen Engel für Helena an die Koje in Auschwitz.

Für eine kurze Zeit war daraufhin Stille im Raum, bis Bogdan anfing seine Geschichte zu erzählen. Barbara und Bogdan kannten sich schon vor dem Krieg, da sie im selben Viertel wohnten. Als Bogdan nach Auschwitz kam, war er 12 Jahre alt. Als er das Konzentrationslager zum ersten Mal sah, dachte er, es wäre eine Fabrik, in der etwas hergestellt werden sollte. Erst später realisierte er, dass in dieser „Fabrik” nichts hergestellt wurde, sondern Menschen getötet wurden. Bogdans Alltag bestand, da er noch so jung war, nicht aus Arbeit, sondern er musste sich zusammen mit anderen Kindern den ganzen Tag auf einem Platz aufhalten.

Jerzy war als Einziger der drei Zeitzeugen nicht in einem KZ. Ihm gelang auf der Fahrt nach Auschwitz die Flucht, da der Zug auf der Strecke liegen blieb. Er, seine Mutter und seine Schwestern fanden in einem kleinen Dorf im Wald Unterschlupf. Sie trauten sich nicht direkt nach Warschau zurückzukehren und blieben deshalb für mehrere Jahre dort. Als Gegenleistung für die Unterkunft mussten sie alle auf den Bauernhöfen arbeiten.

Im Anschluss an die Erzählungen gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Dieses Angebot wurde auch rege genutzt und dabei konnten wir noch viel mehr Interessantes erfahren. Auch nach dem offiziellen Ende gab es die Möglichkeit, mit den Zeitzeugen direkt ins Gespräch zu kommen.

Wir fanden diese Möglichkeit des Austauschs sehr interessant und eindrucksvoll, da man die Geschichten direkt aus der Sicht der Betroffenen hören konnte und auch Antworten auf seine Fragen bekam.

Julius J. und Jonas K. (MSS 10)

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