„Mich hat man vergessen“

„Mich hat man vergessen“ so lautet der Titel eines kleinen Büchleins von Eva Erben, in dem die Autorin ihre Lebenserinnerungen erzählt. 1941 wurde sie elfjährig aus Prag zusammen mit ihren Eltern nach Theresienstadt und später nach Auschwitz deportiert. Sie überlebt beide Konzentrationslager und entkommt durch eine glückliche Fügung während des Trauermarsches. Von tschechischen Bauern wird sie liebevoll aufgenommen und gepflegt, sodass sie 1949 zusammen mit ihrem Mann, den sie später kennenlernt, nach Israel auswandern kann. Seit dieser Zeit lebt die 1930 geborene Zeitzeugin der Nazidiktatur in Ashkalon.

Am 30. Juni fand in der Aula unserer Schule ein Zeitzeugengespräch mit rund 50 Schüler*innen der Jahrgangsstufe 10 mit Eva Erben statt. Coronabedingt war Frau Erben per Videokonferenz aus ihrem Haus in Israel zugeschaltet. Zuvor sahen die Schüler*innen eine eindrückliche ZDF-Dokumentation aus dem Jahr 2020, die Frau Erben an den Schauplätzen ihres Lebens im tschechischen Prag zeigt. Die Fragen der Schüler*innen bezogen sich zunächst auf den Film, dann aber auf die ganze Lebensgeschichte. Es war erstaunlich zu erfahren, wie sie erst in den 80er Jahren begonnen hat, sich mit ihrer eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und anderen Menschen davon zu erzählen. Aber auch die heutige Situation in Israel und die jüngsten politischen Konflikte im Nahen Osten wurden sehr eindrücklich geschildert und diskutiert.

Sehr nachdenkenswert schließt ihr oben genanntes Buch mit den Worten: „Ich glaube, die kleinen Sachen im Leben sind das wirkliche Leben. Sie machen das Dasein aus. Die großen Sachen kommen manchmal, doch sie machen einen nicht immer glücklich. Aber das „kleine Leben“, das Aufwachen in der Früh in einem reinen Bett und dann das Fenster aufmachen und die Sonne sehen; die Gewissheit, dass alles am Platz steht und dass es gewisse Regeln gibt im Leben, das ist das Leben.“

An dieser Stelle danken wir herzlich Frau Erben für das Gespräch, Frau Valerie Henschel für den Kontakt zu Frau Erben und allen, die bei der Durchführung des Tages geholfen haben!

Hans-Joachim Fischer

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