Vorträge zur US-Präsidentschaftswahl

30.09.

Polarisierungstendenzen im US-amerikanischen Wahlkampf

Vorträge zur US-Präsidentschaftswahl am Frauenlob-Gymnasium

Während es in Deutschland den Wählern schwer fällt, die politischen Positionen der Volksparteien auseinander zu halten, scheinen die beiden großen Parteien in den USA immer weiter auseinander zu driften. Nicht nur Schülerinnen und Schüler erscheint die Härte, mit der im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf teils extreme Positionen vertreten werden, unverständlich. Am vergangenen Dienstag halfen zwei Vorträge in der Mensa des Frauenlob-Gymnasiums dabei, die Ursachen im amerikanischen Wahlsystem, in der amerikanischen Gesellschaft und Politik zu identifizieren.

Im ersten Vortrag zeigte die ZDF-Journalistin Katrin Ruhl, wie der Mainzer Sender seinen Zuschauern das Wahlsystem und den Wahlkampf erklärt. Um die Aufmerksamkeit und das Interesse der Zuschauer zu gewinnen, werden die zentralen Aussagen der Filmbeiträge anhand von persönlichen Geschichten erzählt. Dabei legte Katrin Ruhl mit verschiedenen Videosequenzen auch dar, wie aufgeheizt die Stimmung in den USA ist.

Herr Dr. Sirakov, Politikwissenschaftler und Direktor der Atlantischen Akademie in Kaiserslautern, stellte in seinem Vortrag Gründe für die politische Polarisierung in den USA dar. Bei den amerikanischen Bürgern sei nur eine leicht stärkere Orientierung an extremen Positionen in den letzten Jahren festzustellen. Dies trifft vor allem auf die weiße, männliche Bevölkerung zu, die Angst vor sozialen Abstiegsprozessen hat, und befürchtet, selbst zu einer Minderheit zu werden. Innerhalb der politischen Klasse sei aber noch eine viel stärkere Orientierung an extremen Positionen und Ideologien zu bemerken. Dies führte in der jetzigen Legislaturperiode teilweise zu der Situation, dass die Demokraten und Republikaner sich weigerten, in den Ausschusssitzungen des Kongresses miteinander zu kommunizieren. Eindrucksvoll belegte Dr. Sirakov anhand der Zahl von verabschiedeten Gesetzen die abnehmende Handlungsfähigkeit der Legislative in den USA. Eine weitere Ursache für die Polarisierung sieht Dr. Sirakov im System der Vorwahlen, mit dem das politische Personal in den USA ausgewählt wird. Aufgrund der niedrigen Wahlbeteiligung bei den Primaries – in diesem Präsidentschaftswahlkampf ca. 9 % - bestimmten nur wenige, wer der Kandidat wird. So könnten sich extreme Positionen leichter durchsetzen.

Nach den Vorträgen stellten sich die Referenten den Fragen der gut 200 SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen. Hierbei ging es vorwiegend darum, wie die Handlungsfähigkeit des politischen Systems der USA wieder gestärkt werden kann. Außerdem wurde nach Parallelen zwischen den rechtsextremen Bewegungen in den USA und in der Europäischen Union gefragt.

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